VIRTUALIZED AR
2020
AR-Videoinstallation
Zweiteilig, 10:55 min
Unterstützende Entwickler*innen: Leonid Barsht und Elisabeth Thielen
Dagmar Schürrers zweiteilige Videoarbeit VIRTUALIZED AR besticht durch ihre Materialität, ohne materiell zu sein. Sie verführt durch ihre Haptik, ohne greifbar zu sein. Sie verstört durch organische Formen und Sounds, die größtenteils artifiziell sind. Der Fokus der Künstlerin liegt auf dem Virtuellen, das sie in Übereinstimmung mit dem Philosophen Pierre Levy nicht als Illusion oder Fälschung, sondern als zusätzliche Ebene zum Realen und Aktuellen versteht: ein Zustand des Möglichen, von materieller Präsenz und geografischer Verortung losgelöst – wie Träume oder Erinnerungen ein vages Gefüge vor der eigentlichen Aktualisierung im Realen, ständig im Fluss und vielfach verteilt, schwebend am Übergang und eigenen Gesetzen unterworfen. Virtuos experimentiert die Künstlerin mit Augmented Reality: Ausgelöst durch einzelne Videostills, lässt sie ihre Bildwelten aus den Screens ausbrechen. Man betritt einen virtuellen Raum, eine 3D-Collage aus digitalen objects trouvés und Kreationen der Künstlerin. Hier eröffnet das Changieren zwischen konkret figürlichen und abstrakten Inhalten ein breites Feld von Assoziationsketten, die auf Vertrautes verweisen und zugleich Neues implizieren.
Text: Dagmar Schürrer & Maja Stark
Über die Künstlerin:
Dagmar Schürrer ist österreichische Medienkünstlerin, die in Berlin lebt. Der Fokus ihrer künstlerischen Praxis liegt auf dem Übergang, an dem das Digitale und das Analoge, das Reale und das Virtuelle, sowie das Abstrakte und das Figürliche aufeinandertreffen. In ihren digitalen Arbeiten reflektiert sie über Themen im Zusammenhang mit unserer zunehmenden Bindung an die digitale Technologie und den gesellschaftlichen und individuellen Auswirkungen der Digitalisierung: über neue Konzepte von Raum und Zeit, die Materialität des Digitalen, die Computerisierung von Denkprozessen, über spätkapitalistische Paranoia und projizierte utopische Zukünfte. Sie fügt digital generierte Objekte und Animationen, Text, Zeichnungen und Sound zu komplexen Video-Sound-Montagen zusammen, die an Malerei, Collage oder Poesie erinnern. Sie entfalten sich in immer neuen Variationen und werden auf dem Bildschirm, als Installationen oder in Kombination mit neuen Technologien wie Augmented Reality präsentiert.
Sie hat einen Abschluss in Bildender Kunst vom Central Saint Martin ́s College of Art and Design in London, UK. Ihre Arbeiten wurden international ausgestellt, unter anderem bei den New Contemporaries im ICA London, der Moskau Biennale für junge Kunst, dem Transmediale Vorspiel in Berlin, dem Rencontres International Paris/Berlin im Auditorium des Louvre und am Museum of Waste in Changsha, China. Ihre Videos wurden auf zahlreichen Festivals gezeigt: SUPERNOVA in Denver, das Seattle Film Festival, das Athens Digital Arts Festival, das Horn Experimental Film Festival in Israel, Tricky Women Festival in Wien oder das Diagonale Film Festival in Graz. In den letzten Jahren erhielt sie das Goldrausch-Stipendium des Berliner Senats und war für den Berlin Art Prize und den Tenderpixel Award in London nominiert.