Contingencies
2022, AR-Installation
Über eine installative Collage im realen Raum als Marker wird mit der im Rahmen des Produktionslabors AURORA entwickelten App »Apparition« Maja Rohwetters AR-experience »contingencies« zugänglich. Der Titel verweist auf die Definition von Kontingenz des Soziologen Niklas Luhmann als etwas weder Notwendiges noch Unmögliches. Die stets mitgedacht Möglichkeit, das etwas Gegebenes, zu Erfahrendes, Phantasiertes, immer so, aber auch anders sein kann, verneint eine absolute Wahrheit der Realität.
Im Referenzfeld von digitalen Technologien und Malerei reflektiert Maja Rohwetter die Flüchtigkeit und Konstruiertheit unseres Konzepts von Realität. Inwiefern stellt sich uns der digitale Raum als Realität dar? Wie real ist Realität, die über ein Display wahrgenommen wird? Wo verläuft die Grenze zwischen dem statischem Bild innerhalb des »frames« und seiner zeitlichen Dimension?
Maja Rohwetter untersucht in ihrer künstlerischen Arbeit eine zeitgenössische visuelle Sprache zwischen analog und digital, real und virtuell. Ihre Bildfragmente entwickelt sie in einem wiederholten Medientransfer unterschiedlicher Repräsentationsebenen: malerische Fundstücke, 3D-Renderings, Reproduktionen, Vektorgrafiken, Malerei und freie Pinselgesten formieren sich in einer collagehaften Bildsprache zu Malerei, Collagen, 3D-Animationen.
Ist eine Pinselspur eine freie Geste oder stellt sie etwas dar? Welcher Raum steckt in einer gemalten Oberfläche? Unterschieden sich Farbraum und Objektraum? Welche Zeitdimension verbirgt sich in einem Pinselzug? Wie sieht es im inneren eines Objektes aus? In welchem Zusammenhang stehen Körper und Oberfläche?
In »contingencies« reagieren virtuelle Übersetzungen solcher Malereifragmente als räumliche und flächige 3D-Malereiobjekte mit Animationen auf Annäherung der Nutzer*innen. Jedes Bildelement wurde in Sound übersetzt, der in räumlichem Bezug zum Objekt steht. So entsteht bei Bewegung eine jeweils individuelle Bild- und Soundcollage. Die Nutzer*innen sind also partizipativ in die Bildproduktion eingebunden und können interaktiv und in skalierbaren Dimensionen mit Kompositionen experimentieren, die sich über die App als Screenshot speichern lassen.
Die App kann im Appstore und Playstore frei heruntergeladen werden und der Marker ist als Postkarte und Poster verfügbar: So werden in der Interaktion mit der ortsspezifischen Umgebung der Nutzer*innen unterschiedliche Kontextualisierungen möglich und die Wahrnehmung für die umgebende Realität auf einer rein bildlichen Ebene geschärft.
Die Arbeit fordert dazu auf, den konditionierten Sicherheitsabstand zu Malerei und ihre Verortung im Ausstellungskontext aufzugeben und dabei das eigene Konzept der Weltaneignung und der Realitätswahrnehmung zu hinterfragen.
Konzept und 3D-Animationen: Maja Rohwetter
Ton: Tuomo Väänänen
App-Entwicklung: Artvisity, Aachen
Beratung zu AR Medienproduktion, Konzeption und Markergestaltung: Dagmar Schürrer, AURORA School for ARtists