ARIANE STAMATESCU

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Heidenrose

2020, AR-Postkarte
Unterstützende Entwickler: Leonid Barsht & Dagmar Schürrer

Goethe: Love-bombing Narzisst und einer der bedeutendsten Schöpfer deutschsprachiger Dichtung. Inwieweit das Gedicht Heidenröslein zu Goethes großen dichterischen Schöpfungen zählt und warum es so
eine Berühmtheit erlangen konnte, ist nicht selbsterklärend. Man kommt schließlich nicht umhin, bei dieser Dichtung auf die verblümte Gewalttat einzugehen – das Gedicht liest sich als die Vergewaltigung einer Frau durch einen Knaben.

Das Leiden der schönen Frauen in Prosa, Dichtung und Oper und die unkontrollierbaren Triebe eines Mannes sind Rollenbilder, mit denen wir uns nicht mehr identifizieren können. Wie geht man also mit einer solchen Kunstform um, die aus einem anderen Jahrhundert stammt und Bilder transportiert, die wir nicht mehr sehen und rekonstruieren wollen? Woher kommen diese Bilder und vielmehr: wer hat etwas davon, dass sie sich immer noch verbreiten?

Die Augmented-Reality-Anwendung Heidenrose von Ariane Stamatescu untersucht anhand des Heidenrösleins kritische Aspekte in der Darstellung von sexualisierter Gewalt gegen Frauen in unserer Kulturgeschichte. Visuelle Verspieltheit wird mit Theorien und künstlerischen Positionen zu dieser Thematik gekoppelt.

Die vielschichtige, auf eine profunde Literatur- und Kunstrecherche aufbauende Anwendung besteht aus zwei getrennt voneinander zu betrachtenden Seiten, die inhaltlich dennoch ineinandergreifen:

Auf der szenischen Vorderseite wachsen fleischige, summende Rosen, die durch Berührung ihr idyllisches Erscheinungsbild ändern, durch weiteres Berühren verändert sich auch die Stimmung des dazugehörigen Sounds.

Auf der informativ-kritischen Rückseite erscheinen drei Stichpunkte, die auf drei verschiedene Themeninseln führen. Sprichwörtliche Wurzeln mit zu Collagen angeordneten Panels führen verschiedene Inhalte zur jeweiligen Thematik multimedial zusammen, deren Wirkung man sich nicht entziehen kann.

Die Anwendung ist Teil von INKA AR, Gratis-App der Forschungsgruppe INKA an der HTW Berlin.

Text: Ariane Stamatescu
Redaktion: Maja Stark

ariane-stamatescu.com